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Kur-entemanierungsgeschichten

Dieser Beitrag ist der erste Bericht über meine Kur im Juni 2013 in Bad Hofgastein. So viele Geschichten, die in diesen drei Wochen so herumgelegen sind und erst noch das digitale Licht im Blogpost erblicken wollen müssen erst geschrieben werden.

Meine beruflichen Social Networks habe ich in dieser Zeit ausgesetzt – muss auch sein, aber einige private Kontakt habe ich trotzdem gehalten. Dazu gibts ja @Murmelmi auf Twitter Das ist jedenfalls zeitunabhängig und eignet sich dank der Schnelle für spontane Aufzeichnungen der vielen Beobachtungen. Klar ein Notizbuch war auch mit dabei, fürs ausführliche schreiben.

Los gehts also mit dem ersten Tweet: 9. Juni 2013 @Murmelmi: Eingecheckt im Kurbetrieb …..

Um die Enten, die auf vielen Fotos vorkommen werden zu erklären gibts diese erste Geschichte.

Mein Kurplan

Mein Kurplan

Begonnen hat alles mit dem Vortrag vom ärztlichen Leiter des Kur- und Rehabilitationszentrums/Alpentherme Bad Hofgastein, Dr. Wolfgang Foisner, der uns Zuhörern eines Abends die Geschichte und andere Kurgeschichten des Ortes sehr anschaulich näher brachte.Die Entdeckung des Gasteiner Heilstollen, Radon in der medizinischen Anwendung inklusiver einiger Forschungsergebnisse des Forschungsinstitutes Gastein der Paracelsus Medizinische Privatuniversität. Die Therme im Ort enthält entradonisiertes Wasser und ja, es gäbe einen Unterschied den man merken könne, aber er verrate ihn nicht. Das hätte er besser nicht sagen sollen, denn mein Tischnachbar und ich waren natürlich sofort daran diesen Unterschied ausfindig zu machen. Vorerst mal theoretisch. Aber der Reihe nach.

Was ist Radon überhaupt?
Radon ist ein Edelgas, „Rn“ abgekürzt mit der Ordnungsnummer 86. Es ist das dichteste elementare Gas das es gibt und etwa sieben mal schwerer als Luft. Unter Normalbedingungen ist Radongas farblos, geruchlos und geschmacklos. Radon ist im Gestein gebunden und entsteht durch den Zerfall von Uran und Thorium. Da die Schwermetalle Uran und Thorium Bestandteil aller Erdgesteine ist kommt Radon so gut wie überall vor, jedoch in unterschiedlichen und meist geringsten Konzentrationen. In der Luft findet sich etwa nur ein Radonatom auf 1021 Moleküle und ist damit der seltenste Bestandteil der Luft. In Bad Gastein kommt es gelöst in Wasser aus mehreren Quellen. Eine Übersicht (und noch ganz viel mehr über die Gegend) findet sich auf der privaten Seite von Anton Ernst Lafenthaler

Was kann Radon als Therapieanwendung im Körper bewirken?
Viele Mythen ranken sich um Radon, aber auch von Gefahren ist immer wieder einmal zu hören. Der mediale Hype um die Gefährlichkeit von Radon (vorwiegend in Deutschland) scheint jedoch schon zu verklingen. Um es gleich vorweg zu nehmen, man wird nicht verstrahlt bei einer Radontherapie. Das Radon ist nach ca drei Stunden fast komplett wieder aus dem Körper draussen, natürlicher Zerfall.

Wissenschaftliche Studien sind jedoch trotzdem immer so eine Sache, gerade wenn es um Wirkungen wie „es geht mir jetzt besser“ geht, die nicht wirklich quantifizierbar sind. Diese und andere Schwierigkeiten bei der wissenschaftlichen Untersuchung zeigt auch eine Metastudie, dh ein Vergleich mehrere Studien wie z.B. Falkenbach, A. (Rheumatol Int (2005) 25: 205–210)

Dennoch, einige Studien auf Zellebene scheinen zumindest eine Wirkung zu bestätigen: Es tut sich etwas im Körper wie z.B. der Anstieg von TGF-B1 bei Morbus Bechterew Patienten. „Das Zytokin TGF-B1 könnte auf Grund seiner antiinflammatorischen (entzündungshemmend, Anmk.) Eigenschaften auf den Heilungsprozess einwirken und somit zu einer Besserung der Schmerzen und der Mobilität der Patienten beitragen“, so Shehata. (Shehata M, Wien Klin Wochenschr (2006) 118/9–10: 266–272).

Wannenbad mit EnteMoorpackung mit Ente

Die Suche geht weiter und die Ente kommt ins Spiel
Der Unterschied zu entradonisiertem Wasser muss doch zu finden sein, überlegten wir auch am nächsten Tag. Aber wie gehen wir es an. Ein Telefonat mit daheim (@zieselbaer) brachte den entscheidenden Einfall: Irgendwas mit Auftrieb vielleicht? Müsste doch nachzuweisen sein. Mit einer Badeente. Auf Twitter wird mein Ansatz jedenfalls gebührend unterstützt. @musicmat_at schickt mir virtuell seine Badeenten als ich frühmorgens ins Wannenbad steige.

@murmelmi: @zieselbaer gumo 🙂 frisch moorgepackt, bei dem Wetter sehr angenehm, jetzt Radonbaden (noch ohne Ente 😉 #kurtweet

@MurmelMi @zieselbaer bitte nimm dir was du brauchst #ente pic.twitter.com/5qTmKLBxng

— Mat O’Maly (@musicmat_AT) June 24, 2013

Manchmal sind Touristenshops sogar zu etwas gut, auch wenn ich diese meist großräumig übersehe. Gesehen, gekauft und so muss die Gasteiner Ente überall baden gehen wo es Wasser gibt. Ebenfalls in die Untersuchung mit eingeschlossen: Beobachtungen aller Art.

@murmelmi: #missionente im Radonwannenbad httpss://t.co/Qo7Ub3cZnn noch keine Trends erkennbar #kurtweets

Die Ergebnisse unserer Beobachtungen:

Das nasse Badezeug hat eine seltsame Schwerkraft nach unten. Hängt man es zum Trocknen auf sammelt sich das Wasser im unteren Bereich, stärker als man es gewöhnt ist.

Der Auftrieb im Radontherapiebecken ist weniger stark als in der entradonisierten Therme.

Die Luftblasen die im Radonwasser entstehen bleiben an der Haut kleben, man kann sie fast nicht abschütteln, nur herumschieben. Dort sammelt sich also auch Radon an.

Die Ente als Messgerät hat eine zu geringe Messgenauigkeit. Wir konnten auf den Fotos leider keinen Unterschied im Auftrieb erkennen. Fotos gibt es vom Wannenbad, Radontrinkbrunnen am Platz und im Kurzentrum. Leider fehlt hier das Foto des entradonisierten Thermalwassers der Therme. Beobachtungen zeigten jedoch keinen Unterschied.

Entenbad Radonbrunnen Bad HofgasteinEnte im Radonbrunnen

Entemanierung was?
Fast schon unschlagbar skuril mutet allerdings meine für diesen Artikel recherchierte Messtechnik an:
Eine Radonmessung in Wasser ist nur durch vorherige – man lese und staune – „Entemanierung“ zu bewerkstelligen. Das ist eine kontrollierte Überführung des in Wasser gelösten Radons in eine Messkammer mit anschließender Szintilationsmessung.

Enten nichts als Enten
Da die Ente durch ihre Messungenauigkeit ihre Daseinsberechtigung als Messgerät verloren hatte, gab es nur zwei Möglichkeiten: Wegwerfen, vergessen oder überall hin mitnehmen. Letztere Idee gefiel sowohl meinen Tischnachbarn als auch einigen meiner Therapeuten und so wurde die Ente mein täglicher Begleiter. Hier gleich das erste Suchbild mit Ente, direkt vorm Kurzentrum, ein perfekter Entenreisestart.

Bad Hofgastein Kurzentrum

Im Kurpark nebenan, stundenlanges Spazieren, sitzen, Lesen und eben Entenplätze finden und fotografieren.

Sitzen mit EnteSchachente

Was macht ein Amphietheater in Bad Hofgastein?
Meine Assoziation: Die Sommerakademie Zakynthos in Österreich. Ähnlichkeiten sind allerdings rein zufällig und subjektiv, oder auch nicht, jedenfalls, und das kommt in einer späteren Folge meiner Kurberichte, gibt es noch mehr Ähnlichkeiten. Siehe „Anderswelten im Niemandsland“.

alles Theater bitte aber mit Ente

Im Kurpark tummeln sich jede Menge Enten, die meist relativ schnell die Flucht vor der Badeente ergreifen. Warum sie sich fürchten und vor den vielen Besuchern nicht, das wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Jedenfalls halten sie respektvoll Abstand…

Ente mit Enten

Nun, Landschaftsbilder mit Ente, das ist zumindest um einiges witziger als Landschaftsbilder ohne Ente. Doch so richtig enterisch wird es auf der nächsten Entenfotoserie. Zu beobachten war allerdings, dass Passanten die gelbe Ente meist gar nicht wahrgenommen haben obwohl sie oft wirklich nicht zu übersehen war. Aufmerksamkeitsdefizit?

EntenschildEntenmarkt

KurparkschildenteEntenhund

Die Kunst darf in einer Kurort natürlich auch nicht fehlen. Man kann darüber streiten, sich wundern, oder einfach eine Ente draufsetzen. Spinnen haben jedenfalls auch Gefallen an Kunstwerken wie man hier sieht.

Kunstente

So schnell kanns gehen, durfte die Ente vorher noch schwimmen und der Wissenschaft dienen, so krönt sie jetzt das Kunstwerk im Radonbrunnen.

Kopfente

Wie schon erwähnt, Fortsetzung folgt…..